Auftaktveranstaltung „Handwerkliche Dienstleistungszentren“
Um ländliche Regionen als attraktive und lebenswerte Lebensräume zu erhalten, müssen innovative Wege gegangen werden: Mit der Auftaktveranstaltung zum Projekt „Handwerkliche Dienstleistungszentren“ soll genau das angestoßen werden.

Auftaktveranstaltung in Erbach. Von links nach rechts: Gerhard Rebscher (Obermeister der Fleischer-Innung), Ludwig Schmitt (Obermeister der Bäcker-Innung), Martin Schlingmann (Kreishandwerksmeister), Marion Ludwig (Projektverantwortliche), Harald Buschmann (Geschäftsstellenleiter). Foto: Kreishandwerkerschaft Odenwaldkreis
Ländlich geprägte Regionen durch ein besser vernetztes Handwerk stärken: Das ist das Ziel des Verbundprojektes „Konzeption und Erprobung von handwerklichen Dienstleistungen im ländlichen Raum“, kurz HaDiL. Die Initiative für dieses Projekt entstand im Rahmen des „Aktionsbündnisses Leben auf dem Land“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH). Die Projektförderung erfolgt über das Bundesprogramm ländliche Entwicklung (BULE) des BMEL. Mit diesem Programm will das BMEL gemeinsam mit verschiedenen Partnern innovative Ansätze in der ländlichen Entwicklung fördern und verbreiten, um die ländlichen Regionen Deutschlands als attraktive, lebenswerte und vitale Lebensräume zu erhalten. Auf diese Weise soll zu gleichwertigen Lebensverhältnissen in Stadt und Land beigetragen werden.
Ländliche Regionen sind immer öfter durch Abwanderung und Lücken in der Versorgung gekennzeichnet. Beides hängt in der Regel zusammen und verstärkt sich wechselseitig: Menschen verlassen die Region, da sie sich nicht genügend versorgt sehen. Fehlen diese Abwanderer als Kundinnen und Kunden sowie als potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geraten Handwerksbetriebe in wirtschaftliche Schieflage, was häufig zu Betriebsschließungen führt. Dieser Entwicklung will das Projekt HaDiL entgegenwirken: Betriebe in ländlichen Regionen sollen zukunftsfähig erhalten werden – durch innovative Konzepte für neuartige Geschäftsmodelle und Wertschöpfungssysteme. So soll die Versorgung der Bevölkerung mit „smarten“ handwerklichen Dienstleistungen gesichert und dadurch ländliche Räume attraktiver gestaltet werden können.
Projektmodell im Odenwaldkreis
Entwickelt und erprobt werden diese innovativen Konzepte modellhaft im Odenwaldkreis. Die ländlich geprägte Modellregion Odenwaldkreis im Süden von Hessen gilt als ein typischer ländlicher Mittelgebirgsraum mit Flusstälern kleinerer Flüsse und oft bewaldeten Höhen – neben einigen vitalen Kleinstädten finden sich dort vor allem kleine Dörfer. Der Odenwaldkreis ist nicht nur stark land- und forstwirtschaftlich, sondern auch von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) geprägt. Wirtschaft und Arbeitswelt zeichnen sich durch einige KMU in den Kleinstädten und eine relativ hohe Anzahl von Menschen aus, die über teils weite Entfernungen zur Arbeit pendeln. Handwerksbetriebe stellen sowohl einen wesentlichen Motor für Wirtschaftswachstum als auch eine wichtige gesellschaftliche Stütze in der Region dar.
Das Projekt HaDiL wird vom Institut für Betriebsführung im Deutschen Handwerksinstitut e.V. (itb) als Konsortialführer sowie von der Kreishandwerkerschaft Odenwaldkreis als Anwendungspartner und der S3-Medien GmbH als IT-Unternehmen realisiert.
Auftaktveranstaltung in Erbach
Zur Auftaktveranstaltung am 22. März 2022 in Erbach hat die Kreishandwerkerschaft Odenwaldkreis, vertreten durch den Geschäftsstellenleiter Harald Buschmann und den Kreishandwerksmeister Martin Schlingmann, geladen und alle Innungen der Kreishandwerkerschaft kamen zusammen. Die Handwerkskammer Frankfurt war vertreten durch den Geschäftsführer Karsten Lamers, der Zentralverband des Deutschen Handwerks durch Dr. Carsten Benke, Referatsleiter Regional- und Strukturpolitik, Infrastruktur (Verkehrsrecht, Mobilitätspolitik, Telekommunikation), Stadtentwicklung, Ländlicher Raum, Bau- und Wohnungswesen. Aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wurden die Grußworte von Christian Virks übermittelt. Die positive Resonanz auf das Projekt schon an diesem Tag kann als beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf gewertet werden. In einem ersten Schritt wird aktuell eine Befragung von Handwerksbetrieben und Kundschaft in der Region durchgeführt. (Siehe dazu www.dienstleistungszentrum-handwerk.de)
Bis Mitte 2024 soll bei der Kreishandwerkerschaft mit ihren neun Innungen im Odenwald ein handwerkliches Dienstleistungszentrum etabliert werden, in dem unter anderem neuartige handwerkliche Dienstleistungen entwickelt und über eine digitale Plattform koordiniert werden. Weiterhin sind Netzwerkaktivitäten mit Handwerksbetrieben in der Odenwaldregion, die Durchführung von branchenübergreifenden Veranstaltungen in einem offenen Innovationslabor sowie Schulungen für die systematische Entwicklung von Dienstleistungen geplant. Dadurch sollen zielgruppenspezifische Dienstleistungspakete entstehen. Das alles hat zum Ziel, die Attraktivität des ländlichen Raums für Familien, für junge Menschen und Zuwanderer/innen zu erhöhen sowie die Versorgung der alternden Gesellschaft mit handwerklichen Dienstleistungen zu verbessern.
Ronja Schultze
Artikel ist auch erschienen unter:
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